Es ist offensichtlich, und das belegen auch zahlreiche Studien, dass Hybrid Cloud im Vergleich zu reinen On-Premises-Modellen oder Public-Cloud-Computing die größte Freiheit bietet. Aber ist die Hybrid Cloud überhaupt schon Realität? Mal ehrlich: Waren Sie bisher in der Lage, Private- und Public-Cloud-Ressourcen sowie Ihre Colocation-Daten nahtlos zu verschieben, zu kombinieren, in Echtzeit zu skalieren und abzugleichen? Dieser Komfort stand bislang niemandem zur Verfügung. Vielmehr benötigte die reine Migration von Daten aus öffentlichen in private IT-Umgebungen und umgekehrt mitunter mehrere Wochen. Eine echte Hybrid Cloud Infrastruktur hingegen ermöglicht Unternehmen eine Wahlfreit bisher nicht gekannten Ausmaßes: Multi-Cloud-Sourcing.
Im Gegensatz zu Umgebungen, die lediglich Public- mit Private-Cloud-Diensten kombinieren, bieten Multi-Sourcing-Modelle den Vorteil, dass Unternehmen zwischen mehreren Cloud-Anbietern wählen und Daten zwischen den einzelnen Diensten sowie der On-Premises-Infrastruktur reibungslos nutzen können. Besonders beliebt für solche hochgradig agilen Cloud-Umgebungen sind die Angebote der großen „Hyper-scaler“ Amazon Web Services (AWS), IBM SoftLayer und Microsoft Azure. Doch was zeichnet diese „Big Three“ und weitere Anbieter wie VMware vCloud Air eigentlich aus? Und wie entscheiden Unternehmen, für welchen ihrer Zwecke welcher Anbieter der beste ist? Oder, um mit einem Bild zu arbeiten: Wenn Strom gelb wäre, welche Farbe hätte dann die Cloud?
Im Gegensatz zu den großen Versorgungsunternehmen, die mehr oder weniger die gleiche Art von Strom liefern, haben die vier großen Hyper-scaler jeweils ihre eigene Definition der Cloud entwickelt. Man kann das eher mit den komplexen Methoden der Stromerzeugung (Atom, Sonne, Wasser und Wind) vergleichen, die sich durch Ertrag, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit, Stabilität und Preis voneinander unterscheiden. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Hyper-scaler lassen sich in die drei Kategorien Angebotsvielfalt, Performance-Klassen und Workload-spezifische Zielgruppen gliedern. Bezüglich der Breite des Angebotsspektrums decken AWS und Microsoft Azure den gesamten Cloud Stack von Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS) ab, wohingegen sich IBM SoftLayer und VMware vCloud Air in ihren Portfolios hauptsächlich auf IaaS und teilweise auch auf PaaS konzentrieren. Darüber hinaus unterscheiden sich aber auch die einzelnen Komponenten voneinander. So bietet VMware vCloud Air sein IaaS-Angebot etwa in einer Vielzahl unterschiedlicher Leistungsklassen an, während AWS größeren Wert auf besonders agile Infrastrukturservices legt. Um wieder auf das Beispiel der Farben zurückzukommen: Das umfassende Spektrum des Cloud-Markts gleicht dann wohl am ehesten der Farbvielfalt eines Regenbogens.
Eine solche Vielfalt ist für Unternehmen Chance und Herausforderung zugleich. Die Integration unterschiedlicher Cloud-Provider und das Ressourcen Management innerhalb einer Multi-Cloud-Umgebung ist natürlich aufwändiger als die Zusammenarbeit mit nur einem Anbieter. Doch diese Nachteile werden von dem Zugewinn wie Vermeidung eines Vendor-Lock-in, voller Datenmobilität und -kontrolle sowie Preisvorteilen an Flexibilität und Skalierbarkeit bei vergleichsweise überschaubaren Kosten deutlich übertroffen. Um die Anforderungen aktueller klassischer und agiler IT-Infrastrukturen zu erfüllen, wird es zudem langfristig nicht ausreichen, nur einen Lieferanten auszuwählen. Anstatt Farben zu vergleichen, sollten Unternehmen also einfach selbst einen individuellen Farbton definieren. Dann erhalten sie einen Service, der alle Vorteile der Hybrid Cloud bietet – ohne die Nachteile der heute noch weit verbreiteten Modelle in Kauf nehmen zu müssen.