In dieser Woche findet die Hannover Messe Industrie, kurz HMI, in Hannover statt. Vor Jahrzehnten als Leistungsschau der deutschen Industrie – vor allem des Maschinenbaus und angrenzender Disziplinen – gestartet, hat die Messe einen erstaunlichen Wandel vollzogen. Ging es früher in erster Linie um, man möge es uns verzeihen, Blech und blechverwandte Themen, stehen heute Bits und Bytes im Vordergrund. Durch Trendthemen wie das Internet der Dinge sowie seinen deutschen Vetter Industrie 4.0 ähnelt die HMI mehr und mehr der CeBIT. Beide Messen nehmen sich vom Zuschauerzuspruch auch nicht mehr allzu viel. Entsprechend wird in unregelmäßigen Abständen darüber debattiert, beide Messen zusammenzulegen. Aufgrund der Themenverwandtschaft lassen es sich Player der Digitalbranche wie Bitkom und PAC nicht nehmen, rund um die Messe ihre Themen über Befragungen zu pushen. In der aktuellen Berichterstattung kommentieren führende Vertreter deutscher IT- und Industrieunternehmen, dass die erste Halbzeit der Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft verloren sei, die Chancen nach dem Seitenwechsel jedoch aufgrund des fundierten Know-hows in der Entwicklung und Produktion gut stehen. Nur Getrommel oder realistische Betrachtung? Die besten Insights aus den aktuellen Studien stellen wir hier vor.
Die Investitionsseite
Schaut man auf die Zahlen, dann kommt eine Befragung des Bitkom zu dem Schluss, dass der Umsatz mit Industrie-4.0-Produkten im Jahr 2017 um mehr als ein Fünftel (21 Prozent) auf 5,9 Milliarden Euro steigen wird. Dies bedeutet, dass der deutsche Markt für Hardware, Software und IT-Services für Industrie 4. wieder einen starken Anstieg im zweistelligen Bereich verzeichnet, nachdem die Zunahme bereits im Vorjahr 20 Prozent betragen hatte. Für das kommende Jahr wird im Gesamtmarkt für Industrie 4.0 ein Zuwachs von mehr als 22 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro prognostiziert.
Betrachtet man die unterschiedlichen Industrie-4.0-Bereiche Software, Hardware und IT-Services, so profitiert der Software-Bereich am stärksten von der wachsenden Nachfrage. Zu Software werden Betriebssysteme, Tools, Anwendungen und Anbietermodelle wie Software-as-a-Service (SaaS) gezählt. Die Umsätze mit Software wachsen von 787 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2017. Für das kommende Jahr wird ein weiterer Zuwachs um 24 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro erwartet. Der größte Bereich sind aktuell die IT-Services zu denen unter anderem Beratung, Systemintegration und die Entwicklung individueller Software-Lösungen gehören. Im Jahr 2015 wurde in diesem Segment noch ein Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erzielt, 2016 wuchs dieser um 21 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Bereits 2017 wird eine Steigerung von 22 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro vorausgesagt. Im kommenden Jahr sollen die Umsätze mit IT-Dienstleistungen um zusätzliche 24 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro ansteigen.
Der Reifegrad
Laut der aktuellen Befragung von PAC unter 250 Business- und IT-Führungskräften in großen Unternehmen der weiterverarbeitenden Fertigungsindustrie in Westeuropa haben 72 Prozent der Befragten vor, ihre Ausgaben für das Internet der Dinge in den nächsten drei Jahren zu erhöhen. Sie tun dies mit dem Ziel, ihre Prozesse effizienter zu gestalten und neuartige, vernetzte Produkte, Services und Geschäftsmodelle hervorzubringen. 60 Prozent der Unternehmen gaben an, bereits IoT-Projekte begonnen zu haben und sich aktuellen in einer frühen, mittleren oder fortgeschrittenen Phase der Umsetzung zu befinden. Etwa 70 Prozent betrachten die Reduzierung der Betriebskosten als Kern ihrer IoT-Strategie. Für weitere 50 Prozent steht die Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen im Vordergrund. Es kommt an dieser Stelle eindeutig heraus, dass die Befragten nach innovativen Methoden suchen, ihre Legacy-Systeme und Prozesse zu optimieren und sich gleichzeitig in der Wertschöpfungskette nach oben zu bewegen. Noch kein innovativer Ansatz, jedoch ein erster Schritt in die richtige Richtung.